Wieso Facebook nicht zuhört und man das doch abdrehen kann

Jesse Pujji erklärt, wie es Facebook gelingt, Werbung von Websites und Produkten anzuzeigen, über die man sich mit jemandem unterhalten, die man aber selbst nie aufgerufen bzw. nach denen man noch nie gesucht hat. Vorweg: Zugehört wird nicht. Eigentlich ist das Verfahren, das Facebook anwendet so simpel wie genial: Wahrscheinlichkeit und Browsing-Historie. Zuerst ein wenig Erklärung:

The two most valuable pieces of software on earth are: 1. The FB pixel, 2. The FB newsfeed. […] The FB pixel is a tiny piece of code that nearly every website/mobile app on the planet has embedded. It collects anonymized data for FB to aggregate: websites visited, how much time was spent, did you buy or not, etc. The newsfeed algo looks at that as a signal along with hundreds of other data points like age, friends, what you click on […] All of this is done in aggregated groups. Not personal/specific to you. When it works: right message in front of right person at right time….everyone wins.

@jspujji

Und dann zum eigentlichen Punkt: Warum kann Facebook nun passende Werbung anzeigen, obwohl ich noch nie nach einer bestimmte Website oder einem bestimmten Produkt gesucht, mich aber sehr wohl darüber mit jemandem beim Abendessen unterhalten habe?

If me and @mrsharma get lunch, FBs systems can figure it out (still anonymously of course) How? Our devices were near each other for about an hour at neither of our houses around lunchtime. FB knows the last 10 websites each of us visited. (This is all done based on device codes not our names/personal info). It bets that we talked about a few of these websites. So after lunch, it shows us each ads based on the other person’s browsing history. We didn’t discuss 9/10 of the websites the other person visited so we don’t even notice that. But the 1 we happened to discuss JUMPS out at us. And we conclude: FB has been listening!! In reality, they use tech, data and tools available to most mobile apps and some smart probabilistic modeling.

@jspujji

Eigentlich ein sehr, sehr smartes System: Ich zeige Person A Werbung zu Produkt aus der Browsinghistorie von Person B an und umgekehrt. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sich die beiden über eine Website bzw. eines der in der Browsinghistorie vorhandenen Produkte unterhalten haben. Match and win!

Wie, also, kann man dieses System deaktivieren? In dem man vor allem das Facebook Pixel bzw. eine in der Domäne von Facebook stehende Applikation an der Ausführung der Mess- und Protokolliertätigkeit („Tracking“) stört. Gleich vorab: Wer die Facebook-App nutzt, kann schon aufhören zu lesen. Ihr habt keine Chance, dem Tracking zu entgehen. Nur, wer Facebook als ein Muss ansieht, das man sich hin und wieder antut, um up-to-date zu bleiben, sonst aber sowohl die Apps als auch den Service meidet, kann beim Vermeiden des Trackings durch Facebook gute Ergebnisse erzielen. Menschen, die Facebook-Applikationen und den In-App-Browser nutzen und nicht bereit sind, das aufzugeben, gehören nicht in die Reihe dieser Personen.

Allen anderen habe ich bereits alles, was sie wissen müssen, in anderen Beiträgen hier auf meinem Blog zur Verfügung gestellt. Hier die zwei relevanten Beiträge:

  1. Aktivitäten außerhalb Facebooks ermitteln, entfernen und Protokollierung verhindern. In diesem Beitrag zeige ich, wie man nachsehen kann, ob und was bereits protokolliert und dem eigenen Datenstream zugeordnet wurde, wie man das bereits Vorhandene entfernen und die zukünftige Protokollierung (und Zuordnung zum eigenen Konto) verhindern kann. Das, allerdings, nur mit Facebook-Bordmitteln, also mit einer sehr zahnlosen Methode.
  2. uBlock Origin: Keine Werbung und kein Tracking. In diesem Beitrag, der sowohl für Firefox als auch für Google Chrome genutzt werden kann, beschäftige ich mich mit der Erweiterung uBlock Origin, mit der es unter anderem möglich ist, das Facebook Pixel auf Drittseiten dezidiert auszuschließen und somit den Mechanismus zur Datensammlung und Übermittlung an Facebook quasi an der Quelle zu unterbinden. Sie gilt für Desktop-Browser, also für die Minderheit unter euch Smartphone-Junkies. Wer ohnehin nur noch mit dem Smartphone surft, der sollte ich 1Blocker ansehen. 1Blocker ist quasi das uBlock Origin zumindest unter iOS. (Ich habe kein Android-Device, bin aber für Tipps für gleichwertige Add-Ons mehr als dankbar!)

Gut. Ihr wisst nun, was zu tun ist.

4 Kommentare

  1. Hello,
    Die aus meiner Sicht beste Lösung für Android:
    1a) Von Chrome auf Firefox wechseln. 1b) Aus dem Add-on Katalog uBlock Origin aktivieren. 1c) Zusätzlich gibt es Decentraleyes, NoScript, usw..
    2a) Wer sein ganzes System (nicht nur das Surfen) absichern will, sollte Blockada installieren.
    Bei iOS bin ich mittlerweile ausschließlich auf AdGuard Pro umgestiegen. Das schützt nicht nur beim Surfen, sondern auch davor, dass APPs nachhause telefonieren können. Eine gute Anleitung zur Konfiguration gibt es hier (https://www.kuketz-blog.de/adguard-pro-tracking-und-werbung-unter-ios-unterbinden/). Hier steht auch eine neue Version 4.3 in den Startlöchern, die für iOS 15 einiges mehr bietet, derzeit aber noch nur über Testflight verfügbar ist.

    • Danke für die Empfehlung, Philipp, auch besonders für die für iOS! Ich habe mir den Link zu Kuketz anzusehen und AdGuard (App Store 4,5/5) dürfte mit 1Blocker (App Store 4,4/5) sehr gut vergleichbar sein. Ich werde mir das mal näher ansehen, wenngleich ich sagen muss, dass ich gegenwärtig mit 1Blocker sehr zufrieden bin.

  2. Wir haben hier einen Raspberry Pi, auf dem Pi-Hole mit diversen Blocklists und PiVPN laufen. Pi-Hole ist in der Fritzbox als lokaler DNS-Server eingetragen. Als DynDNS-Dienst für die Fritzbox nutzen wir goip.de, es geht natürlich auch jeder andere.

    Auf unseren iOS-Geräten ist WireGuard installiert, was so konfiguriert ist, dass eine VPN-Verbindung zum Raspberry Pi (PiVPN) automatisch immer dann aufgebaut wird, wenn man sich außerhalb des heimischen WLANs befindet. Auf den MacBooks haben wir eine Netzwerk-Umgebung „Unterwegs“ mit der VPN-Konfiguration erstellt.

    Statt wie früher Tracker, Ad-Server etc. geräteweise zu blockieren, passiert das seit einiger Zeit jetzt alles zentral auf dem Pi – für uns die einfachste Lösung mit dem geringsten administrativen Aufwand.

    Guten Rutsch ;)

    • Ja, das ist natürlich ein mehr als geniales Setup: Zentral gesteuertes (Ad-/Skript-) Blocksystem – wow. Ich glaube, du hast gerade die Zündschnur für ein Neujahrsprojekt in Brand gesetzt ;-)

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