Mehr Suchanfragen, bitte!

Ein E-Mail des Google Ads-Vizepräsidenten lässt den Verdacht aufkommen, dass Ads dann doch irgendwie die Darstellung von Suchergebnissen beeinflussen.

Ein E-Mail aus dem Jahr 2019 des Vizepräsidenten des Google Ads-Teams, Jerry Dischler, lässt bei mir (und vielen anderen) die Sorge aufkommen, dass die Umsätze des Google Ads-Teams indirekt die Darstellung von Suchergebnissen beeinflussen. Und ich werde den Gedanken nicht los, dass es nicht nur die Darstellung ist, um die es hier geht.

We are short █% queries and are ahead on ads launches […] If we don’t hit plan, our sales team doesn’t get its quota for the second quarter in a row […] so we get punished pretty badly in the market. […] We need █%+ excess to where we are today and can’t do it alone. The Search team is working together with us to accelerate a launch out of a new mobile layout by the end of May […], but that still won’t be enough. Our best shot at making the quarter is if we get an injection of at least █% […] queries ASAP from Chrome. […] I also don’t want the message to be „we’re doing this thing because the Ads team needs revenue.“ That’s a very negative message. But my question to all of you is – based on above – what do we think is the best decision for Google overall? […] Are there very scrappy tactical tweaks we can launch with holdback that we know will increase queries? (For example, can we increase vertical space between the search box/icons/feed on new tab to make search more prominent? Are there other ranking tweaks we can push out very quickly? Are there other entry points we haven’t focused on that we could push on soon?)

Jerry Dischler

Im E-Mail bittet Dischler mit Nachdruck um eine Steigerung der Anzahl von Anfragen, um die Wahrscheinlichkeit von Klicks auf Werbung zu erhöhen. Eine direkte Beeinflussung von Suchergebnissen wird zwar nicht angesprochen, wäre dem aber so, so würde es mich angesichts der bei Google immer schlechter werdenden und immer häufiger kritisierten Qualität der Suchergebnisse auch nicht wundern. Wobei… ist die Beeinflussung der Darstellung von Suchergebnissen nicht auch in gewisser Weise eine Beeinflussung der Suchergebnisse, wenn schon nicht auf einer technische Eben, dann doch auf einer Wahrnehmungs- und Interaktionsebene aufseiten der Nutzerinnen und Nutzer?

Und ich weiß nicht, was mich mehr (für Google) beunruhigen würde: Dass die Suchergebnisse schlechter werden, weil andere Einheiten bei Google bewusst dafür sorgen, dass das passiert, oder dass die Suchergebnisse schlechter werden, weil der Indexierungs-, Sortierungs- und Filterungsprozess mit den gegenwärtigen Veröffentlichungen auf Websites, den SEO-Strategien und -Taktiken und anderen, dem heutigen Web innewohnenden Eigenheiten, sowie mit den immer mehr in umzäunte Gärten abwandernden Produzenten von Content nicht mehr klar kommt.

2 Kommentare

    • Sehr, sehr ungut. Ich glaube, sehr vieles von dem, was Websitebetreiber in puncto „für die Suchmaschine“ machen auf dem – offenbar irrigen – Glauben beruht, dass die Suchergebnisse Google heilig sind. Ist der Glaube aber einmal gebrochen, wird’s ungut, glaube ich. Den Artikel von Kottke (und den dort verlinkten) möchte ich mir ohnehin noch zu Gemüte führen, bin aber noch nicht dazu gekommen. Danke, aber, für den Hinweis!

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