Ich glaube, bei OpenAI realisiert man gerade, dass das Geld nicht in der Technologie, sondern in den Dienstleistungen rund um die Transformation zur weitverbreiteten Nutzung der Technologie liegt. Und so kündigt der Hersteller von ChatGPT an, eine Plattform zu entwickeln, die Jobsuchende unter Zuhilfenahme Künstlicher Intelligenz mit potentiellen Arbeitgebern verbinden soll.
OpenAI says it’s developing an AI-powered hiring platform to connect businesses and employees, a service that would put the outfit in close competition with LinkedIn. The product is called the OpenAI Jobs Platform [and will] offer a dedicated track for small businesses and local governments to access top AI talent. […] OpenAI’s hiring platform could put the company in direct competition with LinkedIn, which was co-founded by Reid Hoffman, one of OpenAI’s earliest investors. LinkedIn is also owned by Microsoft, OpenAI’s largest financial backer. [OpenAI is] working with Walmart, one of the biggest private employers in the world, on its certification program and aims to certify 10 million Americans by 2030.
Techcrunch
Im OpenAI-Blog gibt es noch ein paar weitere Überlegungen zum Thema, die den Spagat, den Unternehmen im Bereich KI nun durchführen müssen, aufzeigt. Der Beitrag hat mich, offen gesagt, fast schon gewundert, denn die Ehrlichkeit, mit der er geschrieben ist, tut weh.
AI will unlock more opportunities for more people than any technology in history. […] But AI will also be disruptive. Jobs will look different, companies will have to adapt, and all of us—from shift workers to CEOs—will have to learn how to work in new ways. […] We can’t eliminate that disruption. But what we can do is help more people become fluent in AI and connect them with companies that need their skills […] The OpenAI Jobs Platform will have knowledgeable, experienced candidates at every level […] and we’ll use AI to help find the perfect matches between what companies need and what workers can offer. […] We realize that upskilling or reskilling programs have a mixed record, and haven’t always led to better jobs or higher wages. But we’ve studied what has and hasn’t worked in the past, and are designing our programs to better serve the needs of both workers and companies.
Fidji Simo, OpenAI
Besonders der letzte Teil dieses Statements ist, wenn man es genauer liest, eine Bombe. Da stellt OpenAI nämlich infrage, ob die ganze Sache überhaupt etwas bringen wird, da Weiterbildungs- oder Umschulungsprogramme bestenfalls mit einer gemischten Bilanz aufwarten können. Denkt man den der Technologie inhärenten Anspruch zu Ende, so ist dieser eine der entscheidende und ehrlichste Satz in dem ganzen PR-Gedöns, denn um das Überleben der KI-Unternehmen sichern zu können, muss Künstliche Intelligenz zu einem Teil der Infrastruktur des Web und Ebene zwischen Mensch und Maschine werden, koste es, was es wolle. Ist das aber einmal Realität geworden, wohin sollen Menschen dann weiter gebildet oder umgeschult werden? Von einem KI-Fahrwasser ins nächste? Das ist der Gedanke, den ich aus dem Statement von OpenAI herauslese.
Im Klartext steht da nämlich, etwas provokanter formuliert: Wir entwickeln jetzt eine Jobbörse (damit die Politik uns in Ruhe lässt und uns niemand Tatenlosigkeit vorwerfen kann), generieren mittels KI Kurse und Zertifizierungen im Umgang mit KI (weil’s eh egal ist; Hauptsache, die Leute sind irgendwie beschäftigt), aber versprechen uns von der Sache eigentlich nicht viel, da uns bewusst ist, dass Programme zur Weiterbildung oder Umschulung am Ende trotzdem nicht zu mehr oder besser bezahlten Jobs führen werden (da unsere Technologie ja darauf ausgelegt ist, menschliche Arbeit weitestgehend obsolet zu machen und potentiellen Gehaltsforderungen Konter zu bieten).
Futurism nennt die Sache das LinkedIn, um alle LinkedIns zu beenden.
First it peddled the poison, and now it’s selling the cure. […] The platform’s main selling point is using AI to match candidates, though it hasn’t shared specifics on how this might work. […] Multiple studies have found that AI is already wreaking havoc on the job market and ruining career prospects. It’s also making the already soul-crushing process of finding work into a Sisyphean slog, as AI-generated profiles and résumés pollute job postings that are often themselves the work of something like ChatGPT. […] In many cases […] AI is nowhere near good enough to automate the tasks done by humans, though that hasn’t stopped employers from using it anyway with the tradeoff of shoddier work. Those same employers often find themselves scrambling to rehire humans once they come face to face with AI’s shortcomings. Ever so benevolently, this is why OpenAI is swooping into save the day with the LinkedIn to end all LinkedIns.
Futurism
Über die Probleme, die KI-generierte Lebensläufe verursachen, habe ich hier schon geschrieben; über mit KI ausgeschriebene Jobs, ebenso. Also was soll das alles? Denn zusammengefasst bietet sich mir gerade folgendes Zukunftsszeario – das, wenn OpenAI ernst macht, schon 2026 Realität sein soll: Jobsuchende sollen mit KI für die Nutzung von KI trainiert werden, um dann mit KI über eine von einer KI betriebene Jobbörse Bewerbungen für einen mit KI ausgeschriebenen Job zu versenden (nachdem eine KI die nach Jobs Suchenden mit nach Arbeitskräften suchenden Unternehmen gematcht hat), um in einem Job zu enden, der sich selbst durch Weiterentwicklung der KI und ihrer Möglichkeiten obsolet machen wird, was wiederum dazu führt, dass der übers KI-Training geschulte Mensch eine von einer KI geschriebene Kündigung erhalten wird, um am Ende erst wieder auf der KI-Jobbörse zu landen und das nächste KI-Training zu absolvieren.
Wo haben wir uns da wieder hineingeritten?!