#eXit

Auch das journalistische Austrotwitter verlässt Twitter/X und hasht das #eXit. Armin Wolf und Armin Thurnher haben darüber Blogbeiträge verfasst.

Wenn sogar Twitter-Urgestein Armin Wolf zu Bluesky wechselt und seinen Account auf Twitter – nun mehr X – stillegt, dann kommt Bewegung in die Sache. Aber auch bei ihm war es kein „zu Bluesky“, sondern ein „weg von X“.

Twitter wurde X —und von Irren geflutet: Propaganda-Bots, Neonazis, Rassisten, Sexisten, Incels, Verschwörungsparanoiker, Fake News und Bullies ohne Ende. […] Jetzt mag ich nicht mehr. Ich lege meinen Twitter-Account heute nach 5.757 Tagen still. Ich lösche ihn noch nicht ganz, weil ich die Plattform leider als tagesaktueller Journalist für meine Arbeit noch brauche. Viele internationale Medien, Institutionen und Expert:innen finde ich woanders — noch? — nicht und bei Katastrophen oder Krisen, die oft abends in der ZiB2 vorkommen, ist X noch unfassbar schnell. […] Als neue Plattform werde ich ab sofort Bluesky ausprobieren […] Ironischerweise wurde diese Plattform von Twitter-Gründer Jack Dorsey erfunden, als eine Art dezentrales Twitter — ohne Werbung, ohne Algorithmus, der Hate Speech belohnt, und ohne Elon Musk.

arminwolf.at

Aus @arminwolf wird also @arminwolf.at und viele andere aus der Branche wechseln mit/auch. Der Hashtag #eXit dokumentiert den schwarmartigen Wechsel.

Armin Thurnher kommentiert den Plattformwechsel der großen, österreichischen Accounts von Twitter/X zu Bluesky sogar als „bemerkenswerte Zäsur in Österreichs Mediengeschichte“ und zeigt noch viel stärker als alle anderen mit dem Finger auf die Person, die der Stein des Anstoßes ist und mit einem falschen Verständnis von „freier Rede“free speech“ die demokratischen Grundlagen der Gesellschaft in seinem Social Network kaputt macht.

Zahlreiche große Accounts auf X ziehen sich von dort zurück. […] Die Accounts bleiben stehen, werden jedoch nicht mehr […] beschrieben. Sie sind sozusagen Verweser ihrer selbst, wie es bei Nestroy heißt, in Ruhestellung wartend, ob und bis sich vielleicht Veränderungen auf jenem „Sozialen Medium“ ergeben, das sich seit der Übernahme durch Elon Musk mehr und mehr als unsoziales Medium erwiesen hat. […] Selbstverständlich ist für ihn, den gesalbten Soziopathen, die Lüge ein erlaubtes Mittel zum Zweck, und so behauptet er, Free Speech sei die Grundlage der Demokratie, nur um diese gehe es ihm, und nur deshalb habe er Twitter übernommen. Dass die freie Rede der Wahrheit verpflichtet sein soll, sagt er nicht. Auch nicht, dass alle öffentlich Sprechenden die gleichen Voraussetzungen haben sollten […] Schon gar nicht sagt er, dass Demokratie nicht nur auf Redefreiheit beruht, sondern auf der Gleichheit aller vor dem Gesetz. So ist seine Free-Speech-Behauptung die dreisteste aller Lügen.

Armin Thurnher

Das Problem ist und bleibt aber, was auch Armin Wolf in seinem Blogbeitrag anspricht: Twitter/X war und ist (noch) das zentrale Forum, das man benötigt, um Nachrichten schneller und näher an der Quelle abzugreifen. Vor allem der Aspekt Geschwindigkeit ist bislang von keinem anderem Medium/von keiner anderen Plattform je erreicht worden. Er selbst wird deshalb Twitter/X weiterhin (wenn auch passiv) benutzen, um eben an diese Nachrichten zu gelangen.

In Ermangelung einer Alternative – und das ist das Problem – scheint unser Informationshunger systemisch eine zentralisierte Plattform wie Twitter (bzw. X) zu bedingen und damit Begehrlichkeiten daran zu wecken. Die Geschwindigkeit, an die wir uns durch Twitter/X gewöhnt haben, ist auf anderen Plattformen, so sie nicht über gewaltige Mitgliederzahlen verfügen, kaum erreichbar. Es ist also an der Zeit, darüber nachzudenken, wie wir eine dezentrale, schnelle, aber doch mit einem zentralen Einstiegspunkt verfügbare Nachrichtenmaschine, wie ein Twitter aus 2010, errichten und aufrecht erhalten können.

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