Keine multimodalen KI-Modelle in der EU

Meta reiht sich in die Reihe derer ein, die die EU nun in Bezug auf Technologie nachrangig behandeln. Das neue, multimodale KI-Modell wird in der EU nicht eingeführt.

Während China und die USA die Forschung, Nutzung und Weiterentwicklung künstlicher Intelligenz fördern und Unternehmen, die diese Technologie nutzen, so wirkt es zumindest, einiges durchgehen lassen, damit diese sich weltweit positionieren können, wird KI (und was dazugehört) in der EU dermaßen hart reguliert, dass nun Meta sein neues KI-Modell hier gar nicht erst anbieten will. Schade, denn es ist ein multimodales Modell, das Inhalte quer über Videos, Audiodaten, Bilder und Texte verarbeiten kann.

„We will release a multimodal Llama model over the coming months, but not in the EU due to the unpredictable nature of the European regulatory environment,“ Meta said. […] Meta’s issue is […] with how it can train models using data from European customers while complying with GDPR — the EU’s existing data protection law. […] Meta’s move highlights a growing conflict between the U.S.-based tech giants and European regulators.

Axios

Auf der einen Seite leuchten mir die verschiedenen Argumente in Bezug auf die DSGVO ein, vor allem wenn es um die Trainingsdaten für die KI geht. Auf der anderen Seite frage ich mich aber, wie es sein kann, dass wir eine Technologie, die noch nicht einmal ausgereift ist und der man somit einige Zeit lang eine Wachstumsphase gönnen sollte, mittels überbordender Regulierung aus der EU verscheucht, noch bevor sich hier die ersten, diesbezüglich relevanten Unternehmen gebildet haben? Wie man sie reguliert, bevor sie noch als Unterrichtsfach in unseren Schulen etabliert wurde? Wie man sie jetzt schon einschränkt und das dann als Leistung verkauft? Bedenkt niemand, dass Wirtschaft und Entwicklung nicht stehenbleiben und sich an die EU anpassen, sondern woanders weitermachen und die Reste der Spitzentechnologie dann hier bei uns zur Anwendung kommen? Wenn man einen ganzen Kontinent schon so ins technologische Abseits stellt, dann schluckt man doch solange die Krot, bis er auf eigenen Beinen stehen und dem Rest der Welt etwas halbwegs gleichwertiges entgegensetzen kann, oder etwa nicht?!

Wir hier in Europa, die wir in Ermangelung einer eigenen – relevanten – IT-Branche ohnehin nahezu vollständig abhängig von US-Konzernen sind und mit einer Geisteshaltung an die Sache herangehen, die aus einer Zeit stammt, in der wir in puncto Wirtschaft und Technologie nahezu allumfassend relevant waren (und nicht nur in einzelnen Sektoren, wie heute), dürfen es nicht zulassen, im weltweiten Technologie-Ranking sehenden Auges noch mehr abzurutschen und Künstliche Intelligenz, diese Kerntechnologie zukünftigen Arbeitens, so dermaßen an uns vorbeiziehen zu lassen. Italien hat unsere Abhängigkeit bereits demonstriert; in anderen Ländern wird es nicht viel anders sein.

Den Wettbewerb gegen Amerikaner und Chinesen haben wir in puncto Digitalisierung und Informationstechnologie ohnehin schon lange verloren, also sollte es doch wohl in unser aller Interesse sein, nicht auch noch gegen den Nahen Osten und Lateinamerika zu verlieren, indem wir diese alles beeinflussende Technologie blockieren. No risk, no fun, heißt es, aber was erwarte ich mir von einem Kontinent, der von geerbtem und nicht erwirtschaftetem Geld regiert wird und der Zugang, die Kultur und die tägliche Praxis, Vermögen erwirtschaften zu müssen, weniger relevant ist als das Verwalten vorhandenen Vermögens?

Vielleicht übersehe ich ja eine Entwicklung, die irgendwo in der EU stattfindet. Vielleicht bin ich nicht am neuesten Stand der Dinge und tue der EU-Wirtschaft, vor allem aber -Politik unrecht. Aber wenn ich nach den geläufigsten KI-Modellen google (oh, sieh einer an, ein Verb, das die Tätigkeit aus dem Namen einer US-amerikanischen Suchmaschine ableitet), dann sehe ich da die von OpenAI, Google, Facebook und Anthropic zur Verfügung gestellten Produkte – und keines dieser Unternehmen ist in Europa angesiedelt. Was haben wir da nun wieder verschlafen? Während KI-Konzerne Milliardengewinne machen und Aktienkurse sie und ihre Zulieferer (looking at you, Nvidia!) in ungeahnte Höhen befördern, wundert man sich in unseren Breiten über den Verlust von Arbeitsplätzen in Industrien, bei denen die Relevanz des Spaltmaßes nahezu vernachlässigbar ist, während die Ausstattung und Qualität der Hard- und Software entscheidend geworden ist.

Ich fürchte, wir müssen hier sehr tief graben, um die Skepsis so mancher Menschen in Bezug auf KI – oder, ganz allgemein: neue Technologien – rasch in Euphorie umzuwandeln. Ich habe ja absolut nichts gegen einen informierten und vorsichtigen Zugang zu Thema, eine Technologie aber so dermaßen kaputtregulieren, noch bevor sie überhaupt leben kann, sie so einschränken, dass uns Unternehmen nun hintanstellen – ich weiß nicht, wie lange wir uns das noch leisten können und welche Auswirkungen das in fünf, zehn oder fünzehn Jahren haben wird. Aber sicher keine guten. Denn ich fürchte, dass das der zeitliche Horizont ist, in dem bei uns vielleicht über die Einführung eines Wahlfachs (!) „Künstliche Intelligenz“ diskutiert wird, während Schülerinnen und Schüler in den USA, in China, in Indien, im Nahen Osten und in Lateinamerika bereits mit KI zu noch nie dagewesenen Höchstleistungen trainiert werden.

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