Sascha Aßbach stellt auf seinem Blog die Frage, ob man heute in Deutschland noch kostenfrei oder günstig und datenschutzkonform bloggen kann und kommt zu keinem endgültigen Schluss, was den Artikel etwas unbefriedigend macht, dafür aber die gegenwärtige Situation umso besser widerspiegelt.
Früher hat man sich bei wordpress.com, blogger, Medium, Posterous oder ähnlichen Diensten kostenlos ein Blog erstellt, ein Theme ausgesucht und losgeschrieben. Seit der DSGVO und weiteren EU-Vorgaben z.B. für Cookies, ist es hier schwieriger für Betreiber. Klar, das Ganze ist im Sinne der Nutzer gedacht, zum Schutz der personenbezogenen Daten, aber ehrlich gesagt, kenne ich Niemanden, der/die z.B. von Cookie-Consent-Bannern nicht genervt ist. […] Also, was gibt es für Möglichkeiten, wenn man privat bloggen will und keine eigene Domain, kein Hosting, keine Programmierkenntnisse hat und auch nicht viel ausgeben kann oder möchte? Sieht dünn aus am Horizont.
assbach.de
Und ja, Sascha geht auf gehostete Systeme ein, die die einzige Möglichkeit für Menschen, die nicht programmieren können, darstellen, einen Blog zu betreiben, und stellt schnell fest, dass die, die was taugen, alle in den USA gehostet sind. Er geht auch auf Systeme ein, die man selbst hosten kann, stellt allerdings auch hier schnell fest, dass sie ohne programmtechnische Anpassungen und Zusatzaufwand wie Impressum, Cookie-Consent-Tool usw. auch nicht wirklich einfach zu benutzen sind.
Seine Kommentare zu den verschiedenen Themen und Problemen spiegeln meine Erfahrung wider. Und die Probleme, die er nennt, sind die Probleme, mit denen ich konfrontiert werde, wenn mich jemand um Rat fragt, der „einfach nur bloggen“ will und dann plötzlich mit Aufwänden – zeitlicher wie finanzieller Natur – konfrontiert ist, mit denen er oder sie nicht gerechnet hat. Hosting in der EU, Cookie-Consent-Manager, „Warum kann ich Insta nicht einfach so einbetten?“ und so weiter, und so fort.
Ich werde Saschas Beitrag beobachten, denn er verspricht, den Artikel zu ergänzen, sobald er Neues in Erfahrung bringen kann. Ich befürchte aber, es wird, welche Neuigkeit er auch findet, immer und immer wieder darauf hinauslaufen, dass die gut gemeinte Regulierung, die sich zuvorderst gegen die großen, Daten in die USA absaugenden Konzerne richtet, in einem Atemzug die Chancen für die ganz, ganz kleinen de facto vernichtet hat.
Wer hier schon länger mitliest, kennt meine sehr kritische Meinung gegenüber den Regulierungen, die zum Teil lebensfremd sind, skurile Blüten treiben und alles in allem – das ist allerdings meine Meinung und bezieht sich auf das, was mir gegenwärtig zu Ohren kommt – ein Stein im Getriebe sind, der diejenigen, die es treffen soll, ohnehin nicht schert. Vor zwei Jahren schon habe ich geschrieben:
Am Ende checken wir unsere Gmail-Konten, teilen Daten in OneDrive oder in der Dropbox, nutzen Google Analytics, Twitter, Instagram, WhatsApp und Spark und haben ganz vielen Standardvertragsklauseln zugestimmt, die so tun als ob nichts wäre, während unsere Daten munter außerhalb der EU verarbeitet werden.
Im gleichen Atemzug aber betonieren wir die Möglichkeit, kostenlos und datenschutzkonform zu bloggen, einfach zu. Es gibt einfach keine vernünftigen Alternativen, außer ein paar käsige, von Hostinganbietern bereitgestellte Do-It-Yourself-Kits. Auch heute, mehrere Jahre nach Einführung der DSGVO gibt es diese Alternativen nicht. Es ist ein deprimierender Zustand, der ohne finanziellen Aufwand die Meinungsäußerung in Form eines Blogs nahezu – wobei, wenn ich mir Saschas Artikel durchlese, dann ist dieses „nahezu“ sogar nicht mehr angebracht – verunmöglicht.
Es gilt leider nach wie vor: Wer startet, hat schon gegen Regeln verstoßen. Und so macht es keinen Spaß, denn das, wovon wir alle profitiert haben, nämlich kostenlos mit dem Bloggen starten zu können, ist, befürchte ich, Geschichte.
Das ist bitter. Und ich versteh’s ehrlich gesagt auch nicht. Wenn man „Blog starten“ in Google sucht ist das eine übermonetarisierte Worst-Case-SERP: 4 (!) gesponsorte Positionen, ein hervorgehobenes Snippet, ein „Weitere Fragen“-Block und dann, bereits weit aus dem sichtbaren Bereich, das erste organische Ergebnis (das selbst derart SEO- und Conversion-optimiert ist, dass davon sogar Google noch was lernen kann – haha).
Es wirkt also so, als würden sich die Anbieter eh um Kund:innen reißen, aber es gibt kein passendes Angebot. Selbst wenn die als „einfach“ beworbenen Angebote fürs Selfhosting diverser Hosting-Anbieter einfach wären (müsste man fast mal testen), hat man noch immer das Problem, dass eine Standard-WordPress-Installation nicht DSGVO-konform sein dürfte (bin da jetzt nicht topinformiert, aber allein, dass die IP-Adresse auf wenig beim Kommentar gespeichert wird etc.). Vielleicht müsste man da (beim WordPress-Core) mal als Erstes ansetzen?
„Anbieter um Kund:innen reißen“ – ja, zu 90% US-amerikanische Anbieter, womit wir wieder beim Thema wären: Wo bleiben oder wo sind die europäischen Angebote für potentiell interessierte, zukünftige Bloggerinnen und Blogger?!
Und wir, die wir mit WP arbeiten und auch beruflich oder ganz grundsätzlich interessiert am Thema sind, sehen halt genauer hin und überlegen uns, wo die Server stehen, wie die Daten verarbeitet werden und wohin sie potentiell fließen können. Meine Erfahrung mit Personen, die „online gehen“ wollen (oder das auch erfolgreich sind), ist eher die, dass man sich darauf verlässt, dass ein Angebot rechtens und rechtskonform ist: WIX, Squarespace, Framer… „die würde das ja in der EU nicht anbieten, wenn sie nicht datenschutzkonform sind“.