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Sonntagsarabesken #73

Die Macht der Blicke: Oberflächlich schweifend, sich über endlose Räume hinweg überkreuzend, das Besondere suchend, die Kleinigkeiten ignorierend, in die Tiefe dringend, sich an Schönem und Häßlichem festsaugend, die Zeit durchschneidend, Gefühle erweckend…

Endgültiger Abgang

Er war mittlerweile eine Institution, unter dem Namen Elvis bei allen Jahrgängen zwischen 1980 und 1985 bekannt und nun hat er gekündigt. Zu viele Geschichten waren da, zuviel Ausnützen, zuviele Abstecher… Er hatte…

Sonntagsarabesken #72

Ankunft in einer neuen Zufriedenheit. Die Berge sind über Nacht verschwunden. Nichts erinnert mehr an den Eisklang der Wiener Wintertage; die kältebekleideten Scheiben sind weit entfernt; und während hier ein leidlich warmer Wind…

Sonntagsarabesken #71

Verschiedentlich gibt es Anlässe, sich zu ärgern. Der Satyr, der in diesen Hallen sein Unwesen treibt, geht ihr mit seiner flüsternden, vor lüsterner Heiserkeit fast erstickten Stimme auf die Nerven. Die Zahl der…

Sonntagsarabesken #70

Sie traten in den Saal. Musik, Gelächter, Blumenduft, die Schritte Dutzender tanzender Paare auf dem Parkett; honiggoldenes Licht strömte in seidigen Kaskaden von Kandelabern und Kronleuchtern und überzog alle Kanten und Schärfen mit…

Sonntagsarabesken #69

Er wollte um Verzeihung bitten. Obwohl es nichts zu verzeihen gab, wie er seltsam berührt feststellte. Der letzte Bus war vor zwanzig Minuten in die Nacht verschwunden. Eiseskälte streichelte seine Lippen. Verzeihung, wofür?…

Kommentar #6

Anonym am 3. Jänner 2005 um 15:19:24 Uhr auf einen Artikel zum Thema „Eigene Meinung“: Auch wenn ich im folgenden eine Schwäche eines Diskutanten darlege, ist es nicht weniger zu beachten. Es liegt…

Sonntagsarabesken #68

Der Schatten wanderte langsam über ihre Wange bis an die Schläfe hinauf. In einer zweiten, abwärts mäandrierenden Bewegung umfing seine unscharfe Grenze die Kuppe des Nackens, den Hals begleitend bis hinab auf die…

Kommentar #5

Brian am 30. Dezember 2004 um 2:02:14 Uhr. But is it art?

Tsunami auf Ko Phi Phi

Video vom Tsunami auf der thailändischen Insel Ko Phi Phi vom 26. Dezember 2004. Dieses Video ist der wohl beste Augenzeugenbericht des tragischen Ereignisses, den ich kenne. Es zeigt sehr deutlich, wie…

Walters zweiter Weihnachtstag

An diesem Tag (dem zweiten Weihnachtsfeiertag) mußte Walter erkennen, daß sein Leben zum Stillstand gekommen war. Eis. Seit drei Stunden regnete es Eis. Die wenigen Passanten draußen vor dem Fenster schlitterten über die…

Der intellektuelle Prolet 9

Ein Tag vor Weihnachten. Halb elf vormittags. Katerstimmung. Vor vier Stunden bin ich in Schlangenlinien nach Hause gekommen. Der Mantel liegt vor dem Bett, neben dem vorsorglich bereitgestellten Kotzkübel. Stille Nacht, heilige Nacht……

Sonntagsarabesken #67

Im Takt der Musik den Kopf schütteln an der Scheibe des rasenden Waggons, der auf den Ziegelstelzen des Viadukts zu balancieren scheint, ein Traumtänzer, Wesen zwischen leichter und schwerer Welt, schwebendes Tier, neongrell…

Sonntagsarabesken #66

Der kalte Winterdunst vor den Fenstern sieht nach Influenza aus. Die Sonne hat sich hinter schneegrauen Nebelmassen versteckt. Ein grausamer, tödlich erkrankter Tag, dessen Ende noch lange nicht in Sicht ist. Am anderen…

Sonntagsarabesken #65

Feiner Eisregen erfüllt die Luft, als Lucien aufs Neue seinen Gespenstern begegnet. Er hat nur eine halbe Pfeife geraucht. Dafür kommt ihm das grellbunte Spiegelkabinett vor seinen Augen reichlich übertrieben vor. Mit bizarrer…

Kommentar #4

Gregor am 30. November 2004 um 11:53:48 Uhr als Kommentar auf diese Sonntagsarabeske. Ha! Das Ende der Geschichte – der plötzliche Perspektivwechsel nämlich – ähnelt dem Ende dieses stümperhaften Denkpassversuchs. Natürlich nicht in…

Sonntagsarabesken #64

Ich bin mir nicht ganz sicher, sagt der Zuhörer, ob ich dich richtig verstanden habe. Deine Fragen beantwortest du für gewöhnlich selbst, und den Raum dazwischen füllst du an mit Klagen über die…

Sonntagsarabesken #63

Die Geräusche der Stadt waren ihr fremd geworden; und doch hatte sich rund um sie nichts verändert. Bloß sie selbst. Das wurde ihr jetzt, die regennasse Straße entlang gehend, bewußt. Keines der Bilder,…

Sonntagsarabesken #62

Gaetanos Verstand hatte sich verwirrt. Man wußte es; die Sache war längst Gesprächsthema der Salons und Soiréen geworden. Doch bei seinem Eintreten verstummte das Getuschel. Unter dem scharfen Blick seiner dunklen Augen erröteten…

Josef

Der Josef erwacht eines Morgens und weiß noch gar nicht, was er an diesem Tag alles erfahren wird. So, beispielsweise, dass er eine Arbeit nicht zum handelsüblichen Abgabetermin zu vollenden hat, was ihm…

Sonntagsarabesken #61

Wartezeit. Die Stunde zwischen zwei Hinrichtungen. Oder auch: Das letzte Sonnenlicht vor dem Tunnel. Wäre sie nicht in Lugano aus dem Zug gestiegen, sie hätte keinen Aufschub mehr gehabt. Der Gedanke an zuhause…

Sonntagsarabesken #60

Er hört zu. Er sieht zu. Sie scheint zu sagen: Verschieben wir das Ende um einen Tag. Die Musik hat sieben Leben. Es wäre leichtsinnig, das Lied an dieser Stelle zu unterbrechen.…

Sonntagsarabesken #59

SO. Obwohl sich das liebende Subjekt unaufhörlich bemüßigt fühlt, das Liebesobjekt zu definieren und an den Ungewißheiten dieser Definition leidet, träumt es von einer Einsicht, die es den Anderen ganz so zu nehmen…

Sonntagsarabesken #58

Woher kamen die Geister, die ihn jagten? Aus den Tiefen längst durchstanden geglaubter Nacht. Sie waren ihm ständig auf den Fersen. Bei jedem Schritt provozierte ihre Anwesenheit das unausweichliche Straucheln. Bei jedem Gedanken…

Kommentar #2

Gregor vom Denkpass, den es als einen der wenigen Blogs aus meiner alten Linkliste noch immer gibt, schrieb: Und ist bei Michaels Remarks immer zu finden. Der Inhalt. Die Geistesfrische. Der etwas andere…

Kommentar #1

Dies ist der erste Artikel einer Serie, in der ich Kommentare meiner alten und lange schon nicht mehr vorhandenen Blogs veröffentliche, die auf die eine oder andere Art bemerkenswert sind. Die Artikel sind…

Flickr

Seit heute bin ich auch bei Flickr anzutreffen. Mal sehen, was mir das wieder einbringen wird. Update 15. April 2007 Mittlerweile sind es fast drei Jahre, dass ich bei Flickr bin und ich…

Sonntagsarabesken #57

Er hatte schon nicht mehr darauf gehofft, jemals wieder etwas von ihr zu hören. Jahre waren vergangen seit ihrem letzten Gespräch; die Stille wurde ihm zur gewohnten Begleitmusik. Auf einen Fragebogen bezüglich seiner…

Warten

Ich komme nach Hause, streife die Schuhe mit den Füßen ab, werfe die Jacke auf den Stuhl, wasche mir die Hände, das Gesicht, gehe ins Wohnzimmer, nehme die CD aus dem Regal und…

Puppen

Oftmals muss viel Zeit vergehen, damit Sinneswahrnehmungen zu Eindrücken werden. Noch mehr Zeit muss vergehen, wenn aus Eindrücken plastische Erinnerungen werden sollen. Werden sie neuerdings hervorgerufen, so verdichten sie sich, werden um Details…

Sonntagsarabesken #56

Gedacht und geliebt; im Traum gesehen und begehrt. Nie hat er sie berührt, nie sie leibhaftig vor sich erblickt, und doch liebt er sie. Sie – das ist das Bild einer Frau, der…

Sonntagsarabesken #55

Die Wiederholungen der Details schließen sich zu dem zusammen, was wir Zeit nennen. Sie geben dem Werden und Vergehen ihre besondere Note, einen farbigen Anstrich und eine Grundschwingung, die so etwas wie Atmosphäre…

Shanghai Int’l Airport, 10:44 Uhr

Vor einigen Jahren war es noch eine beschwerliche Reise, die tatsächlich eine Überwindung darstellte: Schiff, Zug, eventuell Busse. Langsam durchquerte man verschiedene Kulturkreise und das andauernde Neue machte eine Anpassung an die gewohnten…

Vorbei

Shanghai, es regnet. Das Wasser donnert förmlich auf die benachbarten Häuser. Öffnet man das Zimmer und blickt hinaus, so wird man nass. Die Koffer werden schon gar nicht mehr wirklich ausgepackt, gerademal das…

Nachschrift zum „Tagesablauf eines Sinologen“

Der Artikel „Tagesablauf eine Sinologen in China“ hat im Forum von dongxi.at eine Diskussion ausgelöst, da er anscheinend „bei einigen Unzufriedenheit und Unstimmigkeit ausgelöst hat“. Diejenigen (falls es überhaupt mehrere sind) haben sich…

Shaoxing-Shanghai

Den Weg von Shaoxing nach Shanghai hat fast die gesamte Gruppe mitgemacht. Einige wenige sind schon weiter in den Westen oder Süden gefahren, einige wenige davon wiederum, hat man dann später im Norden…

Sonntagsarabesken #53

D. öffnete die Haustür, und trockene Kälte schlug ihm entgegen. Er fühlte sich ganz und gar nicht wohl, als ihm die Luft unter den kurzen Mantel fuhr. Auf dem Weg zur Straßenbahn dachte…

Sonntagsarabesken #52

Du weinst, doch von einer Nacht auf die nächste Vergißt Du die blaugraue Trauer und lachst; Du kommst mir entgegen mit stolzem Blick, Doch kaum wende ich mich, so zitterst Du. Deine Begehrlichkeit…

Upstairs, 2:00 Uhr

Die Treppen hinab, Frischluft dringt durch die gläserne Flügeltüre ins Rauminnere, links den Durchgang bis zum Ende, an den leichten Mädels vorbei, dann stickige, von Parfums und Deos schwere Luft, die nur langsam…

Shangri-La, 1:00 Uhr

Im Bats fließt der Alkohol, sie ist schon lange fort, die Kollegin vergnügt sich mit einem schwulen Franzosen. Er fragt sie nach ihrer Lieblingsfarbe, ihrem Lieblingsphilosophen, ihrem Alter, ihrem Lieblingsfilm, ihrem Lieblingssänger, ihrem…

Sonntagsarabesken #51

Deine Stimme mäandriert um das Licht Des ersten milden Sonnentages, Wunderbare. Mystisch weitet sich das Tiberbett, Und dumpf gurgelt der braune Strom. Nit schaumigen Köpfen springen die Wellen Über einander hinweg in tollkühner…

Astor House, 20:10 Uhr

Wieder einmal stellt sich mir die Frage: Moralisch handeln oder so, wie ich mir wünschen würde, dass es jeder andere Mensch auch macht! Schwierige Situation. Ehrt das Alter, etc. ist in diesem Fall…

Astor House, 12:30 Uhr

Es gibt keine Hot Chocolate mehr, die Kreditkare ist doppelt belastet, und einige Leute arbeiten sich gerade – im wahrsten Sinne des Wortes – an die Kriegsfront vor! Ich hatte soeben ein English…