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Gegen Ende

Gegen Ende gibt es immer einige, die schon früher gehen, einige, die es dem Rest noch reindrücken müssen und einige, die der Zeit schon im Vorhinein nachtrauern. Nicht ganz so krass gruppiert, aber…

Sonntagsarabesken #95

Die Farben der Stadt und ihre Klänge haben sich gewandelt. Ein erstickender Hitzeschleier breitet sich über Dächer und Menschen, die Vegetation ist mit leisem Röcheln am Verenden. Hinter hohen, von Schlinggewächsen bedeckten Mauern…

Sein Abendessen

Es liegt niemandem fern, auch in China nicht-chinesisch gut zu essen. Ein solches, exquisit, geformt und fast schon kolonialen Standards entsprechend, hat es ihm gestern angetan. Im Dio bestellt man zwar an sich…

Regen

Ich trete vor den Speisesaal und vor mir eine Wasserwand. Wenn es hier in Shaoxing regnet, dann ordentlich, dann trübt das Wasser den Blick schon auf zwanzig Meter. Die gigantischen Wassermassen, die hier…

Reise nach Hangzhou

Die Abfahrt erfolgt um 8:30 Uhr, nachdem am Vortag lange darüber diskutiert wurde, ob man sie nicht vielleicht um eine halbe Stunde (bzw. eineinhalb Stunden) früher ansetzen sollte. Die Einigung hat sich, dies…

Zwei Sekunden: Ein Fahrrad in China

Der Händler sieht mich skeptisch an, er steigt jedoch auf mein Angebot ein: Das Fahrrad und die Absperrkette um 210 RMB. Er will noch einmal Luft holen, aber ein Blick auf die Uhr,…

Sonntagsarabesken #94

Wenn das grüne Abendlicht den Reiz der fernen Welten schlucken möchte und doch nicht durch das Fenster dringt, dann fühlt sich Rodrigo geborgen. Seine Hand ruht auf dem Einband des Tagebuches. Er hat…

Teehaus, 19:30 Uhr

Die Xiaojie bittet uns herein, führt uns an zwei Dutzend mit Köstlichkeiten gefüllten Gefäßen vorbei in den ersten Stock des Vollholzbaus und bittet uns im Raum Platz zu nehmen. Die Gruppe setzt sich…

Expert-Building, 6:55 Uhr

Ein Skandal. Erwachen ohne von der Sonne geblendet zu werden. Frühstück ohne Probleme. Verdauung in Ordnung. Sogar das Wasser schmeckt nur halb-faul. Es ist heiß und feucht hier in Shaoxing. Die Gruppe leicht…

Musik im Internetcafé

China, Shaoxing, ein Internetcafé: Ich sitze am Primatenrechner, an dem sonst nur der Boss (ein schmieriger, fetter Typ) seinen Luxuskörper ablegt. Man erkennt das an den Ascheresten, am Spezialstuhl, an der einzigen Maus…

Sonntagsarabesken #93

Märchenlandschaften erstrecken sich zwischen dem Westen Wiens und der Inneren Stadt. Regelrechte Schmerzzonen, denen über die Jahre Dutzende Geschichten aufgestempelt wurden, zerkratzte Oberflächen, milchig gewordene Scheiben, in Neonlicht geschriebene Begebenheiten und Träume, Lokale,…

Aber nicht China selbst…

Der Flug dauerte unangenehm lange: Wien-Frankfurt, vier Stunden Wartezeit (wieviel Kaffee kann ein Mensch eigentlich trinken?), Frankfurt-Shanghai in einem nicht voll besetzten Flugzeug (ergo freundliche Stewardessen), Ankunft in Shanghai ohne Schwierigkeiten mit dem…

Unfall

Es regnet. Die Autos bewegen sich langsamer als sonst auf der vom Regen dunkelgrau gefärbten Straße. Ab und zu durchfährt ein Reifen eine Lacke, die sich daraufhin über die ganze Straße verteilt und…

Sonntagsarabesken #92

Überempfindlich ist das Draußen geworden, und mit ihm die Menschen, die es bewohnen. Verbildet von übermäßiger Klugheit, berauscht von den Klängen eines Geistes, der sich in die höheren Lagen der Verfeinerung geflüchtet hat,…

Sonntagsarabesken #91

Winterreise im Sommer, in der backofenheißen Stadt, deren Häuserschluchten in der Spannung des Hitzeschleiers vibrieren, und die Tritte des Wanderers vergehen in eisiger Kälte schneebedeckter Wiesen. Kahle Bäume, an denen tote Körper baumeln,…

Von der Stadtwerdung Wiens

Wer Doderers Strudlhofstiege, Die Dämonen, Die erleuchteten Fenster oder die Werke von Stefan Zweig oder Joseph Roth gelesen hat, dem ist ein bestimmtes Bild der Stadt Wien bekannt, das sich weniger aus Eingrenzungen…

Sonntagsarabesken #90

Im Bestiarium des Lebens haben fast alle Zustände ihren Platz gefunden; doch die Beschreibungen sind in einem Punkt ungenau: Sie erfassen nur das Offensichtliche, das Plakative, die Symptome, ohne jedoch den verborgenen Ursachen…

Rechnung auf Steurer!

Die Südtirolerin kam zuerst, sah sich einige Fotos an und trank mit mir einen Kaffee. Sie wehrt sich nachwievor gegen ihre eigentliche Nationalität – man frage mich jetzt bitte nicht, was das denn…

Sonntagsarabesken #89

Es ist die Krankheit hinter der Krankheit, die ihn befallen hat. Während die gelb getünchte Hauswand der Glaserwerkstätte zum ersten Mal in diesem Jahr mit blutroten Rosenblüten sich geschmückt hat, die einen betörend…

Sonntagsarabesken #88

In einem blauen Kleid läuft sie über die Brücke. Ein heißer Maitag. Blonde Haare, von afrikanischer Sonne gebleicht, fallen über nußbraune Schultern. Ein Lächeln, herrlich, eines silberglänzenden Engels würdig, schmückt das zierliche Gesicht.…

Sonntagsarabesken #87

Ja, es ist schon Sonntag. Schwarz umrandete Augen in grell blinkendem Licht, und unter den schwer fallenden Takten der Musik krümmen sich aufgelockert stehende Körper. Es versteht sich von selbst, dass hier Bier…

Trinidad

Dem Hotel den Rücken gekehrt, saßen wir am Strand und blickten aufs Meer hinaus. Neben uns standen in den Boden gestampfte Schirme, um uns herum ein paar Palmen. Der Steg mit dem kleinen…

Sonntagsarabesken #86

Manche Existenzen stellen Eleganz gegen Krankheit und Tod. Die schiere Aura des Schönen scheint in diesen Fällen das Unausweichliche abzuwenden. Und doch geht in letzter Konsequenz die Rechnung nicht auf und alles zugrunde.…

Sonntagsarabesken #85

Die gespiegelte Wirklichkeit in den Bahnen der ersten Erinnerung: Es erscheint, Wiederholung auf Wiederholung, das Bekannte hinter der Maske des Neuen. Und symmetrisch wechselt sich das kleine Universum alltäglicher Einfallslosigkeit und Streitereien mit…

Bemitleidet

Auf dem Balkon, an der Bar und auf der Tanzfläche bewegen sich die Menschen zur Musik. Der ganze Raum bewegt sich; schwitzende Körper kleben aneinander, bewegen sich im Takt, lieben diese Musik. In…

Sonntagsarabesken #84

Blütenschäumende Frühlingswege, die sich vor dem Schritt des schnell Begeisterten öffnen. Der klagende Ton der himmlischen Stimme zieht den Spaziergänger tiefer und tiefer in die grünen Kanäle hinein; er kennt sie seit seiner…

Inhalte, keine Teaser

Im Computerraum der Universität sitzen oft Leute, die ihre Freizeit hier verbringen. Sie lesen E-Mails, schreiben welche, chatten oder fröhnen anderen Dingen, die eigentlich nicht wirklich für die Computerräume der Universität geeignet sind.…

Sonntagsarabesken #83

Ein Abend, der die Schwüle längst vergangener Sommerstunden ahnen läßt. Die Dinge haben sich seitdem verrückt. Verrückt im wahrsten Sinne des Wortes. Das Begehrte ist zum Vertrauten geworden; die Sterne sind wieder in…

Sonntagsarabesken #82

Über ihm das Kreisen des Ventilators an der von schwarzen Punkten überzogenen Decke. Es sind Fliegen, eine ganze Wolke, die das Licht angelockt haben dürfte. Er liegt in Pölstern, versinkt in der schweißgesättigten…

Kommentar #9

Claus am 13. April 2005 um 18:56:05 Uhr: ich meine, ich seh das so: ich red halt gerne. und bloggen ist ja nichts anderes als ständig den mund aufmachen. sicher ist es eine…

Sonntagsarabesken #81

Augenblicke, die ihre Wurzeln in die Ewigkeit zu graben scheinen. Das Verschwinden der Schattenkälte unter dem wärmenden Sonnengewebe. Zitternde Gegenwart, keine Frühlingsgefühle, sondern Frühling der Gefühle, heranrauschende Welle, die sich am Kap der…

Sonntagsarabesken #80

Bläulicher Rauch steigt auf, wenn die Herzen unschuldiger Geschöpfe verbrennen. Und die Schreie berichten von Schmerz und Qual. Können Tränen die Flammen löschen? Altäre, bedeckt von Feuer und flockiger Asche, ragen gegen den…

Zwei Jahre Statistiken

Seit mittlerweile fast drei Jahren gibt es hier im Schnitt zwei Mal pro Woche neue Einträge und die Statistiken, die manchmal sichtbar, manchmal unsichtbar, manchmal genauer, manchmal weniger genau andauernd mitlaufen, zeigen ein…

Sonntagsarabesken #79

Lichtverzerrungen; Frühlingssonne. Im Stimmengewirr der Kaffeehausunterhaltung entblößt sich schamlos die Ruhe entspannten Nachdenkens, unsichtbar für die Augen der Essenden, Trinkenden, Rauchenden, Sprechenden, umgarnt vom heimlich zu Papier gebrachten Satzgewirr besonnener Untätigkeit, das sich…

Sonntagsarabesken #78

Von Betonwänden umgrenzte Rasenfläche, sogenannter begrünter Hof. Die Stumpfsinnigkeit der Nachbarn kommt in den sich überkreuzenden Telefongesprächen zum Ausdruck. Banale Redereien über Politisches, Privates und das Wetter, glühende Ohren füllen sich mit sprachlichem…

Sonntagsarabesken #77

Ein kleines Café in Paris. Aus dem Radio dringt eine rauchige Frauenstimme, unterlegt von harten Rhythmen. Zwei junge Kellner mit nach hinten gestrichenen Haaren, auf denen eine graue Patina aus getrocknetem Gel schimmert,…

Kommentar #8

und da muss man jetzt einfach sagen, dass die salzburger und oberösterreicher dazu tendieren ihre ursprüngliche identität in wien aufzugeben, während du einen kärntner oder vorarlberger auch nach jahren in der bundeshauptstadt noch…

Aus Thalgau

Ich habe mich erst unlängst mit dem Thalgauer, einem waschechten salzburger Mannsbild, das, wäre es nicht in Wien, sofort wieder in seine Lederhose springen und mir irgendwas von Schifahren und Mozart erzählen würde,…

Sonntagsarabesken #76

Eine Frau, deren schräg stehende Augen an die Madonna der Cappella Capponi erinnerten, saß ihm gegenüber am Fenster. Sie starrte scheinbar gleichgültig an ihm vorbei, seinen hochgeschlagenen Mantelkragen mit dem Blick gerade noch…

Sonntagsarabesken #75

Unter einem Berg von Schriftzeichen begraben zu werden, das ist der Alptraum des nachdenklichen Schöndenkers. Aber er kann gar nicht anders, er muß einfach schreiben, auch wenn er sich so womöglich sein eigenes…

Sonntagsarabesken #74

Wenn Musik die Bedeutungen wechselt. Als ob das Wetter umschlüge oder ein plötzlicher warmer Regen den letzten Schnee von den Straßen spülte. Die Natur wird auf den Kopf gestellt. Eine lange, endlos verästelte,…

Sonntagsarabesken #73

Die Macht der Blicke: Oberflächlich schweifend, sich über endlose Räume hinweg überkreuzend, das Besondere suchend, die Kleinigkeiten ignorierend, in die Tiefe dringend, sich an Schönem und Häßlichem festsaugend, die Zeit durchschneidend, Gefühle erweckend…

Endgültiger Abgang

Er war mittlerweile eine Institution, unter dem Namen Elvis bei allen Jahrgängen zwischen 1980 und 1985 bekannt und nun hat er gekündigt. Zu viele Geschichten waren da, zuviel Ausnützen, zuviele Abstecher… Er hatte…