Blog

Sonntagsarabesken #65

Feiner Eisregen erfüllt die Luft, als Lucien aufs Neue seinen Gespenstern begegnet. Er hat nur eine halbe Pfeife geraucht. Dafür kommt ihm das grellbunte Spiegelkabinett vor seinen Augen reichlich übertrieben vor. Mit bizarrer…

Kommentar #4

Gregor am 30. November 2004 um 11:53:48 Uhr als Kommentar auf diese Sonntagsarabeske. Ha! Das Ende der Geschichte – der plötzliche Perspektivwechsel nämlich – ähnelt dem Ende dieses stümperhaften Denkpassversuchs. Natürlich nicht in…

Sonntagsarabesken #64

Ich bin mir nicht ganz sicher, sagt der Zuhörer, ob ich dich richtig verstanden habe. Deine Fragen beantwortest du für gewöhnlich selbst, und den Raum dazwischen füllst du an mit Klagen über die…

Sonntagsarabesken #63

Die Geräusche der Stadt waren ihr fremd geworden; und doch hatte sich rund um sie nichts verändert. Bloß sie selbst. Das wurde ihr jetzt, die regennasse Straße entlang gehend, bewußt. Keines der Bilder,…

Sonntagsarabesken #62

Gaetanos Verstand hatte sich verwirrt. Man wußte es; die Sache war längst Gesprächsthema der Salons und Soiréen geworden. Doch bei seinem Eintreten verstummte das Getuschel. Unter dem scharfen Blick seiner dunklen Augen erröteten…

Josef

Der Josef erwacht eines Morgens und weiß noch gar nicht, was er an diesem Tag alles erfahren wird. So, beispielsweise, dass er eine Arbeit nicht zum handelsüblichen Abgabetermin zu vollenden hat, was ihm…

Sonntagsarabesken #61

Wartezeit. Die Stunde zwischen zwei Hinrichtungen. Oder auch: Das letzte Sonnenlicht vor dem Tunnel. Wäre sie nicht in Lugano aus dem Zug gestiegen, sie hätte keinen Aufschub mehr gehabt. Der Gedanke an zuhause…

Sonntagsarabesken #60

Er hört zu. Er sieht zu. Sie scheint zu sagen: Verschieben wir das Ende um einen Tag. Die Musik hat sieben Leben. Es wäre leichtsinnig, das Lied an dieser Stelle zu unterbrechen.…

Sonntagsarabesken #59

SO. Obwohl sich das liebende Subjekt unaufhörlich bemüßigt fühlt, das Liebesobjekt zu definieren und an den Ungewißheiten dieser Definition leidet, träumt es von einer Einsicht, die es den Anderen ganz so zu nehmen…

Sonntagsarabesken #58

Woher kamen die Geister, die ihn jagten? Aus den Tiefen längst durchstanden geglaubter Nacht. Sie waren ihm ständig auf den Fersen. Bei jedem Schritt provozierte ihre Anwesenheit das unausweichliche Straucheln. Bei jedem Gedanken…

Kommentar #2

Gregor vom Denkpass, den es als einen der wenigen Blogs aus meiner alten Linkliste noch immer gibt, schrieb: Und ist bei Michaels Remarks immer zu finden. Der Inhalt. Die Geistesfrische. Der etwas andere…

Kommentar #1

Dies ist der erste Artikel einer Serie, in der ich Kommentare meiner alten und lange schon nicht mehr vorhandenen Blogs veröffentliche, die auf die eine oder andere Art bemerkenswert sind. Die Artikel sind…

Flickr

Seit heute bin ich auch bei Flickr anzutreffen. Mal sehen, was mir das wieder einbringen wird. Update 15. April 2007 Mittlerweile sind es fast drei Jahre, dass ich bei Flickr bin und ich…

Sonntagsarabesken #57

Er hatte schon nicht mehr darauf gehofft, jemals wieder etwas von ihr zu hören. Jahre waren vergangen seit ihrem letzten Gespräch; die Stille wurde ihm zur gewohnten Begleitmusik. Auf einen Fragebogen bezüglich seiner…

Warten

Ich komme nach Hause, streife die Schuhe mit den Füßen ab, werfe die Jacke auf den Stuhl, wasche mir die Hände, das Gesicht, gehe ins Wohnzimmer, nehme die CD aus dem Regal und…

Puppen

Oftmals muss viel Zeit vergehen, damit Sinneswahrnehmungen zu Eindrücken werden. Noch mehr Zeit muss vergehen, wenn aus Eindrücken plastische Erinnerungen werden sollen. Werden sie neuerdings hervorgerufen, so verdichten sie sich, werden um Details…

Sonntagsarabesken #56

Gedacht und geliebt; im Traum gesehen und begehrt. Nie hat er sie berührt, nie sie leibhaftig vor sich erblickt, und doch liebt er sie. Sie – das ist das Bild einer Frau, der…

Sonntagsarabesken #55

Die Wiederholungen der Details schließen sich zu dem zusammen, was wir Zeit nennen. Sie geben dem Werden und Vergehen ihre besondere Note, einen farbigen Anstrich und eine Grundschwingung, die so etwas wie Atmosphäre…

Shanghai Int’l Airport, 10:44 Uhr

Vor einigen Jahren war es noch eine beschwerliche Reise, die tatsächlich eine Überwindung darstellte: Schiff, Zug, eventuell Busse. Langsam durchquerte man verschiedene Kulturkreise und das andauernde Neue machte eine Anpassung an die gewohnten…

Vorbei

Shanghai, es regnet. Das Wasser donnert förmlich auf die benachbarten Häuser. Öffnet man das Zimmer und blickt hinaus, so wird man nass. Die Koffer werden schon gar nicht mehr wirklich ausgepackt, gerademal das…

Nachschrift zum „Tagesablauf eines Sinologen“

Der Artikel „Tagesablauf eine Sinologen in China“ hat im Forum von dongxi.at eine Diskussion ausgelöst, da er anscheinend „bei einigen Unzufriedenheit und Unstimmigkeit ausgelöst hat“. Diejenigen (falls es überhaupt mehrere sind) haben sich…

Shaoxing-Shanghai

Den Weg von Shaoxing nach Shanghai hat fast die gesamte Gruppe mitgemacht. Einige wenige sind schon weiter in den Westen oder Süden gefahren, einige wenige davon wiederum, hat man dann später im Norden…

Sonntagsarabesken #53

D. öffnete die Haustür, und trockene Kälte schlug ihm entgegen. Er fühlte sich ganz und gar nicht wohl, als ihm die Luft unter den kurzen Mantel fuhr. Auf dem Weg zur Straßenbahn dachte…

Sonntagsarabesken #52

Du weinst, doch von einer Nacht auf die nächste Vergißt Du die blaugraue Trauer und lachst; Du kommst mir entgegen mit stolzem Blick, Doch kaum wende ich mich, so zitterst Du. Deine Begehrlichkeit…

Upstairs, 2:00 Uhr

Die Treppen hinab, Frischluft dringt durch die gläserne Flügeltüre ins Rauminnere, links den Durchgang bis zum Ende, an den leichten Mädels vorbei, dann stickige, von Parfums und Deos schwere Luft, die nur langsam…

Shangri-La, 1:00 Uhr

Im Bats fließt der Alkohol, sie ist schon lange fort, die Kollegin vergnügt sich mit einem schwulen Franzosen. Er fragt sie nach ihrer Lieblingsfarbe, ihrem Lieblingsphilosophen, ihrem Alter, ihrem Lieblingsfilm, ihrem Lieblingssänger, ihrem…

Sonntagsarabesken #51

Deine Stimme mäandriert um das Licht Des ersten milden Sonnentages, Wunderbare. Mystisch weitet sich das Tiberbett, Und dumpf gurgelt der braune Strom. Nit schaumigen Köpfen springen die Wellen Über einander hinweg in tollkühner…

Astor House, 20:10 Uhr

Wieder einmal stellt sich mir die Frage: Moralisch handeln oder so, wie ich mir wünschen würde, dass es jeder andere Mensch auch macht! Schwierige Situation. Ehrt das Alter, etc. ist in diesem Fall…

Astor House, 12:30 Uhr

Es gibt keine Hot Chocolate mehr, die Kreditkare ist doppelt belastet, und einige Leute arbeiten sich gerade – im wahrsten Sinne des Wortes – an die Kriegsfront vor! Ich hatte soeben ein English…

Sonntagsarabesken #50

Alle Häuser blühen, es blühen die Dächer, Knospen aus Fensterglas, gußeiserne Blätter, Ranken in hölzernen Tafeln und Rosetten, Bronzene Stimmen, die Orchideenduft singen. Die Steine alter Fassaden leuchten und glühen, Blasses Rot, starker…

Tagesablauf eines Sinologen in China

Verfasst, um dem Idyll Realität vorzustellen… Der Hinweis „Achtung: Satire!“ ist notwendig, weil ein paar Leute aber auch nichts verstehen. 08:00 Uhr Weckerläuten. Aushängen des „Do not disturb“-Schildes. Pissen. (Feststellung: Irgendwer hat ins Klo…

Fahrt nach Hangzhou

Der Bus, der uns nach Hangzhou bringen soll, kommt eine Viertelstunde zu spät. Warum, das weiß zu diesem Zeitpunkt noch niemand, aber es wird sich sogleich herausstellen: Auf der Stadtautobahn (Höchstgeschwindigkeit 60 km/h) wechselt…

Sonntagsarabesken #49

Das Verharren zwischen zwei Atemzügen. Der Moment, bevor der Sekundenzeiger auf den nächsten Strich vorrückt. Vielleicht war es in einem solchen Augenblick geschehen, vor zwei Jahren, im Halbdunkel einer Bar beim Schottenring. Sommerabend,…

Sonntagsarabesken #48

Die Stimme. Er hört sie ganz nah, diese herrlich süffisante, etwas gedämpfte, ein wenig gelangweilt klingende rauchige Stimme, deren Klang er so lange vermissen mußte. Sie hat etwas von einem Instrument, denkt er,…

Sign out, Gmail! Login, GMX!

Wie ich bereits hier erwähnt habe, bin ich auf der Suche nach einem Freemail-Provider, bei dem ich (1) Unmengen von E-Mails mit (2) großen Dateianhängen (mindestens 10MB) (3) beliebig lange aufbewahren kann und…

Schweiß

Es ist die Hitze, die einige von uns krank werden lässt: andere erkranken am Essen, besonders am Wasser, das sie, absichtlich oder nicht, trinken. Man hat sie davor gewarnt. Das Wasser hier muss…

Chinesische Sandalen

Ich habe mir in einem chinesischen Supermarkt Sandalen gekauft. Diese Schuhe kosteten 17,90 RMB, das sind etwa 1,80 EUR, sie bestehen aus einem styroporähnlichen Material, das alle Stückerl spielt, sind bequem, und ich…

Sonntagsarabesken #47

Der Tag hat sich ausgeschwitzt. Das Geschehene ist wahrhaftig vorbei. Man hat sich getroffen, umarmt, geliebt. Jetzt geht man wieder auseinander. Es tut ihm gut, keinen Sinn in diesen Dingen zu sehen, und…

Sonntagsarabesken #46

Warum sehen wir in der Zukunft keine Sterne? Relativ einfach zu beantworten: Weil die Zukunft keine Nacht, sondern eine Nebelsuppe ist, ein rauchumhülltes Etwas, das uns heute neckisch einen nackten Oberschenkel sehen läßt…

Sonntagsarabesken #45

An trüben Tagen wirkt selbst das Durchschnittliche noch schön. Die junge Frau starrt reglos in die Ferne. Die Umrisse der sanften Hügel mit ihren gelben Stoppelbärten beginnen sich im Dunst aufzulösen. In der…

GMX, Mail, Datenschutz

Das neu gestaltete GMX-Portal ist eine große Enttäuschung: Alle Anbieter (GMail, Yahoo, Lycos, Web.de) erhöhen ihren Mailspeicher auf Gigabytegröße und was macht GMX, der einzige Anbieter, dem ich irgendwie vertraue? Die bleiben bei…

Tschirgant, Haiming

Kleines Fotoprotokoll des Aufstiegs auf den Tschirgant in Haiming Wir sind von Haiming aus über die Südseite des Berges auf die Haiminger Alm, danach weiter zum Gipfelkreuz gewandert. Eine angenäherte Routenkarte gibt es…

Sonntagsarabesken #44

Später Abgesang auf ein Gefühl? Kurz vor der Abreise denkt er daran, das Photo aus dem Rahmen zu nehmen. Er faltet es sorgsam in der Mitte, drückt die Kante mit dem Daumen nieder,…