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Sonntagsarabesken #88

In einem blauen Kleid läuft sie über die Brücke. Ein heißer Maitag. Blonde Haare, von afrikanischer Sonne gebleicht, fallen über nußbraune Schultern. Ein Lächeln, herrlich, eines silberglänzenden Engels würdig, schmückt das zierliche Gesicht.…

Sonntagsarabesken #87

Ja, es ist schon Sonntag. Schwarz umrandete Augen in grell blinkendem Licht, und unter den schwer fallenden Takten der Musik krümmen sich aufgelockert stehende Körper. Es versteht sich von selbst, dass hier Bier…

Trinidad

Dem Hotel den Rücken gekehrt, saßen wir am Strand und blickten aufs Meer hinaus. Neben uns standen in den Boden gestampfte Schirme, um uns herum ein paar Palmen. Der Steg mit dem kleinen…

Sonntagsarabesken #86

Manche Existenzen stellen Eleganz gegen Krankheit und Tod. Die schiere Aura des Schönen scheint in diesen Fällen das Unausweichliche abzuwenden. Und doch geht in letzter Konsequenz die Rechnung nicht auf und alles zugrunde.…

Sonntagsarabesken #85

Die gespiegelte Wirklichkeit in den Bahnen der ersten Erinnerung: Es erscheint, Wiederholung auf Wiederholung, das Bekannte hinter der Maske des Neuen. Und symmetrisch wechselt sich das kleine Universum alltäglicher Einfallslosigkeit und Streitereien mit…

Bemitleidet

Auf dem Balkon, an der Bar und auf der Tanzfläche bewegen sich die Menschen zur Musik. Der ganze Raum bewegt sich; schwitzende Körper kleben aneinander, bewegen sich im Takt, lieben diese Musik. In…

Sonntagsarabesken #84

Blütenschäumende Frühlingswege, die sich vor dem Schritt des schnell Begeisterten öffnen. Der klagende Ton der himmlischen Stimme zieht den Spaziergänger tiefer und tiefer in die grünen Kanäle hinein; er kennt sie seit seiner…

Inhalte, keine Teaser

Im Computerraum der Universität sitzen oft Leute, die ihre Freizeit hier verbringen. Sie lesen E-Mails, schreiben welche, chatten oder fröhnen anderen Dingen, die eigentlich nicht wirklich für die Computerräume der Universität geeignet sind.…

Sonntagsarabesken #83

Ein Abend, der die Schwüle längst vergangener Sommerstunden ahnen läßt. Die Dinge haben sich seitdem verrückt. Verrückt im wahrsten Sinne des Wortes. Das Begehrte ist zum Vertrauten geworden; die Sterne sind wieder in…

Sonntagsarabesken #82

Über ihm das Kreisen des Ventilators an der von schwarzen Punkten überzogenen Decke. Es sind Fliegen, eine ganze Wolke, die das Licht angelockt haben dürfte. Er liegt in Pölstern, versinkt in der schweißgesättigten…

Kommentar #9

Claus am 13. April 2005 um 18:56:05 Uhr: ich meine, ich seh das so: ich red halt gerne. und bloggen ist ja nichts anderes als ständig den mund aufmachen. sicher ist es eine…

Sonntagsarabesken #81

Augenblicke, die ihre Wurzeln in die Ewigkeit zu graben scheinen. Das Verschwinden der Schattenkälte unter dem wärmenden Sonnengewebe. Zitternde Gegenwart, keine Frühlingsgefühle, sondern Frühling der Gefühle, heranrauschende Welle, die sich am Kap der…

Sonntagsarabesken #80

Bläulicher Rauch steigt auf, wenn die Herzen unschuldiger Geschöpfe verbrennen. Und die Schreie berichten von Schmerz und Qual. Können Tränen die Flammen löschen? Altäre, bedeckt von Feuer und flockiger Asche, ragen gegen den…

Zwei Jahre Statistiken

Seit mittlerweile fast drei Jahren gibt es hier im Schnitt zwei Mal pro Woche neue Einträge und die Statistiken, die manchmal sichtbar, manchmal unsichtbar, manchmal genauer, manchmal weniger genau andauernd mitlaufen, zeigen ein…

Sonntagsarabesken #79

Lichtverzerrungen; Frühlingssonne. Im Stimmengewirr der Kaffeehausunterhaltung entblößt sich schamlos die Ruhe entspannten Nachdenkens, unsichtbar für die Augen der Essenden, Trinkenden, Rauchenden, Sprechenden, umgarnt vom heimlich zu Papier gebrachten Satzgewirr besonnener Untätigkeit, das sich…

Sonntagsarabesken #78

Von Betonwänden umgrenzte Rasenfläche, sogenannter begrünter Hof. Die Stumpfsinnigkeit der Nachbarn kommt in den sich überkreuzenden Telefongesprächen zum Ausdruck. Banale Redereien über Politisches, Privates und das Wetter, glühende Ohren füllen sich mit sprachlichem…

Sonntagsarabesken #77

Ein kleines Café in Paris. Aus dem Radio dringt eine rauchige Frauenstimme, unterlegt von harten Rhythmen. Zwei junge Kellner mit nach hinten gestrichenen Haaren, auf denen eine graue Patina aus getrocknetem Gel schimmert,…

Kommentar #8

und da muss man jetzt einfach sagen, dass die salzburger und oberösterreicher dazu tendieren ihre ursprüngliche identität in wien aufzugeben, während du einen kärntner oder vorarlberger auch nach jahren in der bundeshauptstadt noch…

Aus Thalgau

Ich habe mich erst unlängst mit dem Thalgauer, einem waschechten salzburger Mannsbild, das, wäre es nicht in Wien, sofort wieder in seine Lederhose springen und mir irgendwas von Schifahren und Mozart erzählen würde,…

Sonntagsarabesken #76

Eine Frau, deren schräg stehende Augen an die Madonna der Cappella Capponi erinnerten, saß ihm gegenüber am Fenster. Sie starrte scheinbar gleichgültig an ihm vorbei, seinen hochgeschlagenen Mantelkragen mit dem Blick gerade noch…

Sonntagsarabesken #75

Unter einem Berg von Schriftzeichen begraben zu werden, das ist der Alptraum des nachdenklichen Schöndenkers. Aber er kann gar nicht anders, er muß einfach schreiben, auch wenn er sich so womöglich sein eigenes…

Sonntagsarabesken #74

Wenn Musik die Bedeutungen wechselt. Als ob das Wetter umschlüge oder ein plötzlicher warmer Regen den letzten Schnee von den Straßen spülte. Die Natur wird auf den Kopf gestellt. Eine lange, endlos verästelte,…

Sonntagsarabesken #73

Die Macht der Blicke: Oberflächlich schweifend, sich über endlose Räume hinweg überkreuzend, das Besondere suchend, die Kleinigkeiten ignorierend, in die Tiefe dringend, sich an Schönem und Häßlichem festsaugend, die Zeit durchschneidend, Gefühle erweckend…

Endgültiger Abgang

Er war mittlerweile eine Institution, unter dem Namen Elvis bei allen Jahrgängen zwischen 1980 und 1985 bekannt und nun hat er gekündigt. Zu viele Geschichten waren da, zuviel Ausnützen, zuviele Abstecher… Er hatte…

Sonntagsarabesken #72

Ankunft in einer neuen Zufriedenheit. Die Berge sind über Nacht verschwunden. Nichts erinnert mehr an den Eisklang der Wiener Wintertage; die kältebekleideten Scheiben sind weit entfernt; und während hier ein leidlich warmer Wind…

Sonntagsarabesken #71

Verschiedentlich gibt es Anlässe, sich zu ärgern. Der Satyr, der in diesen Hallen sein Unwesen treibt, geht ihr mit seiner flüsternden, vor lüsterner Heiserkeit fast erstickten Stimme auf die Nerven. Die Zahl der…

Sonntagsarabesken #70

Sie traten in den Saal. Musik, Gelächter, Blumenduft, die Schritte Dutzender tanzender Paare auf dem Parkett; honiggoldenes Licht strömte in seidigen Kaskaden von Kandelabern und Kronleuchtern und überzog alle Kanten und Schärfen mit…

Sonntagsarabesken #69

Er wollte um Verzeihung bitten. Obwohl es nichts zu verzeihen gab, wie er seltsam berührt feststellte. Der letzte Bus war vor zwanzig Minuten in die Nacht verschwunden. Eiseskälte streichelte seine Lippen. Verzeihung, wofür?…

Kommentar #6

Anonym am 3. Jänner 2005 um 15:19:24 Uhr auf einen Artikel zum Thema „Eigene Meinung“: Auch wenn ich im folgenden eine Schwäche eines Diskutanten darlege, ist es nicht weniger zu beachten. Es liegt…

Sonntagsarabesken #68

Der Schatten wanderte langsam über ihre Wange bis an die Schläfe hinauf. In einer zweiten, abwärts mäandrierenden Bewegung umfing seine unscharfe Grenze die Kuppe des Nackens, den Hals begleitend bis hinab auf die…

Kommentar #5

Brian am 30. Dezember 2004 um 2:02:14 Uhr. But is it art?

Tsunami auf Ko Phi Phi

Video vom Tsunami auf der thailändischen Insel Ko Phi Phi vom 26. Dezember 2004. Dieses Video ist der wohl beste Augenzeugenbericht des tragischen Ereignisses, den ich kenne. Es zeigt sehr deutlich, wie…

Walters zweiter Weihnachtstag

An diesem Tag (dem zweiten Weihnachtsfeiertag) mußte Walter erkennen, daß sein Leben zum Stillstand gekommen war. Eis. Seit drei Stunden regnete es Eis. Die wenigen Passanten draußen vor dem Fenster schlitterten über die…

Der intellektuelle Prolet 9

Ein Tag vor Weihnachten. Halb elf vormittags. Katerstimmung. Vor vier Stunden bin ich in Schlangenlinien nach Hause gekommen. Der Mantel liegt vor dem Bett, neben dem vorsorglich bereitgestellten Kotzkübel. Stille Nacht, heilige Nacht……

Sonntagsarabesken #67

Im Takt der Musik den Kopf schütteln an der Scheibe des rasenden Waggons, der auf den Ziegelstelzen des Viadukts zu balancieren scheint, ein Traumtänzer, Wesen zwischen leichter und schwerer Welt, schwebendes Tier, neongrell…

Sonntagsarabesken #66

Der kalte Winterdunst vor den Fenstern sieht nach Influenza aus. Die Sonne hat sich hinter schneegrauen Nebelmassen versteckt. Ein grausamer, tödlich erkrankter Tag, dessen Ende noch lange nicht in Sicht ist. Am anderen…

Sonntagsarabesken #65

Feiner Eisregen erfüllt die Luft, als Lucien aufs Neue seinen Gespenstern begegnet. Er hat nur eine halbe Pfeife geraucht. Dafür kommt ihm das grellbunte Spiegelkabinett vor seinen Augen reichlich übertrieben vor. Mit bizarrer…

Kommentar #4

Gregor am 30. November 2004 um 11:53:48 Uhr als Kommentar auf diese Sonntagsarabeske. Ha! Das Ende der Geschichte – der plötzliche Perspektivwechsel nämlich – ähnelt dem Ende dieses stümperhaften Denkpassversuchs. Natürlich nicht in…

Sonntagsarabesken #64

Ich bin mir nicht ganz sicher, sagt der Zuhörer, ob ich dich richtig verstanden habe. Deine Fragen beantwortest du für gewöhnlich selbst, und den Raum dazwischen füllst du an mit Klagen über die…

Sonntagsarabesken #63

Die Geräusche der Stadt waren ihr fremd geworden; und doch hatte sich rund um sie nichts verändert. Bloß sie selbst. Das wurde ihr jetzt, die regennasse Straße entlang gehend, bewußt. Keines der Bilder,…

Sonntagsarabesken #62

Gaetanos Verstand hatte sich verwirrt. Man wußte es; die Sache war längst Gesprächsthema der Salons und Soiréen geworden. Doch bei seinem Eintreten verstummte das Getuschel. Unter dem scharfen Blick seiner dunklen Augen erröteten…

Josef

Der Josef erwacht eines Morgens und weiß noch gar nicht, was er an diesem Tag alles erfahren wird. So, beispielsweise, dass er eine Arbeit nicht zum handelsüblichen Abgabetermin zu vollenden hat, was ihm…

Sonntagsarabesken #61

Wartezeit. Die Stunde zwischen zwei Hinrichtungen. Oder auch: Das letzte Sonnenlicht vor dem Tunnel. Wäre sie nicht in Lugano aus dem Zug gestiegen, sie hätte keinen Aufschub mehr gehabt. Der Gedanke an zuhause…